Les Misérables

oder Diagnose: CO²-Emissionen. Ich konnte mich nicht entscheiden, wie ich diesen Artikel nenne. Gegen Les Misérables sprach, dass hier keine verwahrlosten Kinder im Dreck spielen, während ihre rauchenden, fluchenden Mütter Wäsche wuschen. CO²-Emissionen, war eine Antwort auf unsere Frage, welche Diagnose gestellt wurde. Aber sind wir nicht alle CO²-Emissionen?

Die beiden vergangenen Samstage waren wir wieder unterwegs. Wir brachten Samstag vor Heiligabend zwei Taschen, eine mit Essen, eine andere mit Geschenken. Kleine Geschenke. Kaffee, zum Beispiel. Da unsere Freunde Mitte des Monats oft schon blank sind, entschloss ich mich, eine Runde „Power“ zu spendieren. 40 Gramm und Blättchen. Was wäre Weihnachten ohne Rauchen?

Es war also ein Tag vor dem Heiligen Abend, fühlte sich aber wie Heilig Abend an. Der Weihnachtsbaum musste lediglich geschmückt werden. Unsere Freunde waren wieder sehr dankbar über unseren Besuch.

Besuch von der Außenwelt. Die Schießmauer hatte neue Bewohner. Ein junger Mann war vom betreuten Wohnen in das unbetreute Wohnungsähnliche verschoben worden. Die Tatsache, dass er psychische Probleme zu haben schien, brachten ihn hier auch gleich mit einer harten Realität in Kontakt. Merke: Man entsorgt die Mikrowelle der Mitbewohner nicht im Garten. Doch manchmal ist eine Notunterkunft vielleicht sogar die bessere Alternative zum Betreuten Wohnen. Manche Dinge muss man ansprechen. Ehrlich und direkt. Und man muss lernen, seinen Standunkt zu behaupten. Das Leben ist kein Ponyhof.

Diesen Samstag, den letzten vor dem Jahreswechsel, sah alles schon viel besser aus. Was nicht bedeutet, dass es keine Probleme gibt. Sie sind halt woanders. Wir brachten Taschen mit und auch etwas Zeit. Unsere Freunde hatten viel auf dem Herzen. Wir können nur zuhören und trösten und beten. Die Not ist groß. Sie wird auch 2024 nicht verschwinden.

Dieses Land setzt klare andere Prioritäten. Welche Prioritäten setzt sich unsere Stadt? Vielleicht kann unser neuer Oberbürgermeister und der Gemeinderat gemeinsam an der Situation der Wohnsitzlosen etwas ändern oder gar verbessern? Es bleibt zu wünschen.