Das Hochzeitsmahl

Samstag war Brunch-Godi. Wir waren wieder am Start und wir freuten uns auf unsere Besucher. Ich war dieses Mal nicht nur für die Technik zuständig. Wir feierten draußen bei bestem Wetter. Die Tische und Bänke waren schnell aufgestellt und bekamen sogar eine kleine Dekoration.

Zum Glück gab es wieder genügend Helfer, ohne die so ein Brunch nicht möglich wäre. Vielen Dank für euren Einsatz.

Nach und nach kamen unsere Gäste und ich versuchte, jeden Einzelnen wahrzunehmen und zu begrüßen. Ich glaube, das ist es, was viele an uns schätzen, dass sie wahrgenommen werden. Dass es auch immer Leute gibt, die nicht wahrgenommen werden wollen, aus welchen Gründen auch immer, respektiere ich natürlich.

In Abwesenheit von Micha, durfte ich eine „Andacht“ machen. Das Thema hatte ich schon lange auf dem Herzen. Es war das königliche Hochzeitsmahl aus Matthäus 22. Lea war so lieb und las den Text aus der Bibel vor.

Ich meinte, dieses Gleichnis passt irgendwie zu unserem Brunch. Es ist die Frage, die sich mir seit langem stellt, warum das Werben Gottes nicht den Erfolg zeigt. Der ROI, Return On Investment, ist für unsere Welt entscheidend, ob man in etwas weiter investieren soll. Im Königreich Gottes, im Himmelreich gibt es hoffentlich nicht derartige Überlegungen. Wir leben in der Gnadenzeit.

Jesus erzählt die Geschichte eines Königs, für dessen Sohn ein Hochzeitsmahl ausgerichtet wird. Der König in diesem Gleichnis ist Gott.

Er hat ein Liste von wichtigen Leuten, die er unbedingt einladen will. Er schickt seine Diener los, damit die Leute Bescheid wissen, dass es bald ein Fest gibt und sie sich vorbereiten können.

Aber sie haben keine Zeit, oder wichtigeres zu tun. Der Tag rückt näher, der König lässt es richtig krachen, der Ochse geschlachtet und noch mehr (nichts für Veganer 😀) und der König schickt seine Diener nochmal los um nachzufragen. Wieder das gleiche, „keine Zeit, was anderes vor, Geschäfte, eigene Probleme, auf jeden Fall nicht zum König“. Manche werden sogar böse und jagen die Diener davon.

Meine Fragen, die ich unseren Gästen vorbereitet hatte und die auch mich beschäftigten, wären, wer sind die Diener, die so erfolglos einladen und wer sind die Gäste, die nicht kommen wollen und vor allem, was für ein Fest ist das, wer heiratet? Ich versuchte sie auch so zu stellen und fragte in die Runde. Ich muss gestehen, ich war etwas aufgeregter oder nicht so cool als sonst. Vor wem sollte ich mich auch fürchten? Ich kenne sie alle, zumindest vom sehen. Sie sind mir vertraut. Aber dennoch, immerhin hörten ca. 50 Leute zu. Das hat mich nervös gemacht. Zum Glück waren unsere Gäste nachsichtig mit mir.

In der Geschichte schickt der König am Ende die Diener nochmal los, um Leute von der Straße einzusammeln, auf den Plätzen, in den Straßen. Von den geladenen Gästen will ja keiner. Gott ist nicht so wichtig. Sie sind die Überflieger. Sie brauchen keinen Gott, sie beten sich selbst an, ihre Schönheit, ihre Jugend, ihre Gesundheit. Andere beten ihr Geld an, ihren Reichtum, ihre Macht. Sie bedurften in diesem Gleichnis Gott nicht. Ja, sie werden sogar ärgerlich und böse, wenn sie angesprochen werden. Das kennt man ja. Damit überhaupt jemand kommt, gehen die Diener vielleicht auch in die Notunterkünfte, in die Viertel, in die man nicht geht. Downtown, nicht in die Oberstadt.

Diese Leute kommen. Vielleicht kennen sie Gott nicht oder wissen auch nicht, wer heiratet. Sie kommen vielleicht, weil sie bedürftig sind. Das ist Gott, dem König, egal. Nun gibt es ein Fest. Sie bekommen sogar neue Kleider. Es geht nur darum. Erkennen, dass wir unrein sind in Gottes Augen und durch neue Kleidung vor Gott treten können. Und dann ist Hochzeit.

Naja, wer das mal selbst lesen will: Matthäus 22. Es gibt irgendwie kein Happy End, aber vielleicht Fragen, die unsere Hochzeitsgäste mit nach Hause nehmen konnten.