Weihnachts-Brunch-Godi

Samstag war der letzte Brunch-Godi des Jahres. Weihnachten. Wieder ein Jahr rum. Und das wirklich Positive ist die Treue, der Zuwachs, die Selbstverständlichkeit. Ansonsten hat sich an der Situation unserer Freunde vom Bahnhof wenig bis nichts geändert. Es ist intensiv trostlos. Manchmal. Aber heute war ein Tag der Freude. Unser Team war ab 9:30 Uhr am Start. Vermutlich waren Beate und Elke schon früher da. Bestimmt. Ich habe Beate auch noch am abend vorher an der SV gesehen. Beate investiert wirklich viel Zeit und Liebe, damit alles perfekt wird. Zum Glück kommt jetzt für alle eine Zeit der Ruhe, denn auch wir brauchen eine kleine Auszeit, eventuell um Burn-Outs zu vermeiden. 😀

Für unsere Gäste waren 50 Taschen mit allerlei Goodies vorbereitet.

Andrea Endler und Maria Finkbeiner und andere hatten seit Monaten  gestrickt (oder gehäkelt?) um für unsere Brunch-Gäste Stulpen bzw. Handwärmer zu machen. Und auch Irene soll eine unermüdliche Sockenstrickerin sein. Wow vielen Dank dafür. Das waren die Hingucker und sehr begehrt.

Margaret aus Altdorf hat kiloweise Plätzchen gebacken.

Dann noch Wolfgang und Elisabeth Katz sowie Gaby, Miriam und Conny. Viele andere spenden immer wieder Sachen. Ein allgemeines Lob geht an die Foodsharerinnen (genderneutral) um Andrea herum. Einige Helfer möchten anonym bleiben. Unser Edeka in Herrenberg hat Kaffee gespendet. Und ich möchte nicht, dass dies anonym bleibt. Vielen Dank dafür.

Auch andere Firmen spendeten im Laufe des Jahres unter anderem für unseren Gabenzaun. Es kommt ja auch alles 100%ig bei unseren Freunden an. Man sollte nicht meinen, als wären alle Spenden einfach aus Überdruss. Soziales Gewissen oder sowas. Sie haben genau den Zweck, den wir verfolgen, nämlich dass Menschen mit keinem oder geringem Einkommen in den Genuss kommen von Dingen, die sie sich sonst nicht leisten können. Sicher habt ihr schon mal von den Working Poor gehört, oder von Altersarmut trotz lebenslanger Berufstätigkeit. Das ist unser Klientel beim Brunch-Godi. Menschen am Existenzminimum. Und bitte, ich benutze dieses Wort äußerst ungern. Ich möchte unsere Gäste wertgeschätzt wissen, es sind Freunde, es sind unsere Nächsten.

Also noch einmal danke an alle Spender. Unsere Freunde profitieren von diesen Spenden nicht nur materiell. Es ist ihre Wertschätzung in einer Zeit der sozialen Kälte.

Für den Brunch-Godi, der ja kein Brunch sein darf, hat Lilly Guttmann wieder excellent gekocht. Kasseler, Sauerkraut und Semmelklösse, Obstsalat und grüner Salat. Das Essen wurde ebenfalls in die eigens dekorierten Weihnachts-Brunch-Vesper-Taschen getan. Zuvor gab es allerdings unseren Gottesdienst, den wir – wegen der Ankunft der S-Bahn – um 15 Minuten später anfingen, damit wir alle Gäste mit unseren Liedern und Gebeten und der Andacht von Micha erreichen. Wir beten ja auch immer vor dem Godi und stimmen uns ein, und auf keinen Fall soll unser Dienst eine Arbeit sein, obwohl er mit viel Arbeit verbunden ist. Unser Gebet ist daher eher schon ein Dankeschön-Gebet vorher, das auch mit Bitten und Erwartungen verbunden ist.

Ich war wieder für die Technik zuständig. Dieses Mal klappte es besser. Nach dem Soundcheck musste ich aber doch noch ein wenig improvisieren, um die Liedfolien mit den Liedern vorzubereiten. Nur den Sound vom Notebook bringe ich noch nicht auf die Anlage. So bleibt noch etwas Raum für Optimisierung. Bestimmt kann man das alles zu einem perfekten Event machen. Allerdings ist das nicht meine Intention und es wäre nicht mehr unser Brunch. Tatsächlich erfahren wir wirkliche Wertschätzung (schon wieder) für das, was wir tun. So wie bei uns, wäre es nirgends, sagte eine Besucherin. Und dass sie innen sein dürften, wäre in der Zeit auch nicht üblich.

Die Wertschätzung kommt von unseren Gästen, die sehen, wie offen und herzlich unsere Gemeinschaft ist. Sind wir wirklich. Aber auch, dass wir viele Helfer haben, ist, glaube ich, ein Zeichen, wie Menschen diese Stunden miterleben, egal was sie tun, ob es die Registrierung ist, das Stühle aufstellen, Kaffee kochen, und so weiter. Klar wird dies und jenes organisiert, aber ich wünsche mir auch für die Zukunft, dass es währenddessen einfach Hand in Hand geht, jeder tut, was nötig ist. Einfach so. Heute sah ich Johannes und Kerstin, sowie Judith, die zum ersten Mal dabei war. Später kam auch ihre Tochter vorbei, so wie mein Sohn. Und auch sie haben irgendwann einfach angepackt und mitgeholfen.

Vermutlich erwähne ich jetzt viele, die mitgeholfen haben nicht. Das tut mir leid, das ist ja auch keine Hall of Fame, wo man sich gegenseitig ob seiner oder ihrer Meriten erwähnt oder nicht. Unsere Girlband, Doris, Elke und Beate fingen dann an, Lieder zu spielen, Elke moderierte.

Insgesamt war eine schöne Stimmung wahrnehmbar.

Micha hielt eine gelungene Andacht. Muss ich eigentlich nicht erwähnen, aber trotzdem. Er erzählte die Geschichte von Jesus, als er zum Brunnen kam und die Samariterin traf. Er brachte es dieses Mal so sehr auf den Punkt: Jesus bat um Wasser, ist aber selbst das Wasser des Lebens und wir sind die Samariterin, die von Jesus erkannt wurde (im nicht sexuellen Sinn) und die die gleiche Wahl, wie jeder von uns hat, nämlich in all unserer Erbärmlichkeit vor das Kreuz zu kommen und unsere Scham, unseren Schmerz und sowieso unsere ganze Sünde bringen. Und wir? Verdrängen alles. Spielen unsere Rollen. Leben irgendwie ein Fake-Leben. Von Jesus bekommen wir Licht in unsere Dunkelheit, Frieden in unser Leben, und Leben, das nie endet.

Danke lieber Micha, und danke lieber Heiliger Geist, dass du dem Micha die Worte in den Mund und in sein Herz gibst und uns das Hören und Aufnehmen.

Was ich ganz sicher weiß, ist dass viele unserer Freunde dieses Licht, dieses Leben und diesen Frieden ersehnen. Mein innigster Wunsch ist, dass sie heute beim Brunch-Godi dieses Angebot ernst genommen haben.

Die Andacht endete, wir beteten das VATERUNSER und es wurde noch ein Lied gesungen. Anschließend wurden die Taschen verteilt. Irgendwie verloren wir den Überblick und am Ende fehlten uns Taschen, da manche zwei nahmen, weil sie sie jemandem zuhause mitbringen wollten.

Damit es friedlich blieb, haben wir improvisiert und konnten noch weitere Taschen füllen. Hier zeigte sich, dass einigen die gestrickten Handschuhe oder Socken fehlten. Nun, zaubern können wir nicht. Wir entschuldigten uns natürlich, denn wir haben nicht damit gerechnet, dass uns die Taschen ausgehen.

Fazit: Die Botschaft ging raus, ein kleines Geschenk für jeden konnte übergeben werden. Ich war erfüllt von den Worten, die Micha gesprochen hatte. Ich hatte wunderschöne Begegnungen. Und nächstes Jahr wird viel Arbeit warten. Das heißt, an Heiligabend schon. Wir wollen Taschen verteilen und einen Weihnachtsgruß übermitteln. Schließlich ist es Jesus Geburtstag.

Der Abschluss kam, als Lisa und ich noch ein paar Taschen in die Schießmauer brachten.