Vespertaschen an der Spitalkirche

Wieder mal stand ein Einsatz für die SamstagsMahlzeit auf dem Programm. Darum gab es am Samstag eine Vespertaschen-Aktion, wo wir erneut Lily’s Kochkünste erleben durften. Während der „Pandemie“ gibt es wenig Möglichkeiten, ihren professionellen Catering Service bei offiziellen Anlässen, wie es sie sonst gibt, zu schmecken und zu erleben.

Umso besser für unsere Freunde, denen wir die Samstags-MAHL-Zeit bringen, denn so sie bekommen kulinarische Genüsse ins Haus geliefert.

Ein paar Freunde haben wir auch eingeladen, zur Spitalkirche zum Heiligen Geist in die Tübinger Straße zu kommen. Ein paar fanden tatsächlich den Weg und nahmen eine dieser wunderschönen Taschen in Empfang.

Beim samstäglichen Verkehr in der Fussgängerzone kamen auch Herrenberger Bürger an der Spitalkirche vorbei und konnten Informationen über unsere Aktionen der Samstags-MAHL-Zeit, des Freunde e.V. und dem Gabenzaun bekommen. Gegen eine kleine Spende konnten sie auch eine unserer Vespertaschen bekommen, um die Aktionen insgesamt zu unterstützen.

Das Wetter war auch trocken und man konnte gemütlich ein Gespräch führen. Das Team der Samstags-MAHL-Zeit kam dann kurz vor 12 Uhr, um übrige Vespertaschen dann zu den Freunden und Bedürftigen zu bringen.

Lisa und ich fuhren zur Schießmauer, aber bis auf einige wenige war keiner zuhause. Ich rief ein paar Leute an und konnte so unsere Leute informieren, wo sie ihre Taschen bekommen. Es war ein wenig ungewohnt, kaum jemanden anzutreffen. Nach den Gesprächen war ich aber beruhigt, dass sie lediglich ihre Besorgungen erledigen oder es nicht rechtzeitig zurück geschafft haben.

Beim Schießtäle trafen wir Harald und versorgten ihn, beteten zusammen, brachten endlich ein versprochenes Lederband für das Kreuz mit. Carlos war noch im Krankenhaus. Harald klagte über seine Situation, dass er gerne seine Ruhe hätte und wie gerne er in seiner eigenen Wohnung leben würde. Das Schießtäle ist ja noch zentraler und war schon seit Jahren ein allgemeiner Treffpunkt für unsere Freunde, aber seit Corona kann dies ein richtig teurer Spaß werden. Auch das erwähnte Harald. Wenn er seine Freundin oder Bekannte einlädt, hat er ja noch nicht einmal sein eigenes Zimmer. Immer noch nicht. Ich ruf jetzt mal bei Herr Perelo von der Stadt an, um zu fragen, warum hier eine Doppelbelegung erfolgt ist und ob man dies nicht ändern kann.

Gegenüber des Gebäudes befindet sich eine Bushaltestelle, wo sich inzwischen zwei Leute eingefunden hatten, um ihr Mittagsbier zu trinken. Wir sprachen kurz miteinander. Ich mag beide, aber mir tut es leid, wenn der Tag schon so früh am Tag gelaufen ist. Ich weiß nicht, warum das manchmal passiert. Ich habe noch so viele Dinge zu erledigen, und bei meinen Freunden geht halt gar nichts mehr. Das ist so schade. Ich hätte fast weinen können. Warum gibt man ihnen keine Aufgabe? Etwas Arbeit, einen Sinn, dann wären sie nicht betrunken. Sie würden ihre Arbeit erledigen. Arbeitslosigkeit oder Alkoholismus oder beides. Es schmerzt.

Jemand kam vorbei. Matthias, von dem wir wissen, dass er gegen diese Sucht kämpft. Auch er betrachtete die beiden und ich ahnte, was er dabei gedacht hat.

Eines muss man im Blick haben, nämlich dass manchmal jemand einfach den Tag falsch angeht und dann endet er so. Egal, wie früh es am Tag ist. Und die anderen Tage strengen sie sich an, widerstehen dem Drang, zu früh zu trinken oder sie haben Phasen, wo sie zwei, drei Wochen abstinent bleiben. Und dann passiert es halt wieder, weil kein Ende der Misere in Sicht ist, keine eigene Wohnung, kein Mensch, den man lieben kann und stark sein kann. Deshalb sollte man nicht zu früh urteilen. Es sind eben keine optimalen Umstände. Wir sollten auch nicht urteilen, weil wir nicht in der gleichen Situation stehen. Wären wir anders? Besser?

Manche von uns wissen, wovon ich rede. Manche waren schon in ähnlichen Situationen. Wie es dann jeder geschafft hat, ist individuell. Welche glücklichen Umstände, welche guten Menschen helfen konnten? Bei unseren Freunden warten und beten wir weiter. Wir leiden mit ihnen. Wir haben weiter Hoffnung.