Unser Sommer-Grill-Brunch

Wow, was soll ich sagen? Der Brunch am Samstag war richtig gut. Dorothee würde mich korrigieren, und sagen, der Brunch war nicht nur gut, sondern hochwertig.

Das Team um Micha traf sich schon ab 9:30 Uhr. In der Küche wurde bereits Kaffee gekocht und das Geschirr vorbereitet. Sascha und ich bereiteten das Feuer an der Grillstelle vor, als es auf einmal anfing, zu regnen. Sollte unser Grill-Brunch etwa ins Wasser fallen? Im Vorraum der SV standen wir herum und bangten. Nicht sehr lange. Ein Blick in meine Regenradar-App ermutigte mich sofort, denn es war nur ein kleines Regengebiet, das über uns hinweg ziehen sollte. Danach, so schien es, würde es trocken bleiben.

Als es nach 10 Minuten aufgehört hatte, zu regnen, begannen wir, die Tische und die Bänke aufzustellen. Die SV ist sehr gut ausgerüstet. In der Garage war auch ein Gasgrill, den wir ebenfalls herausrollten und aufstellen.

Wolfgang, Elisabeth, Elke und Beate waren mit von der Partie. Ihre Arbeit ist oft im Hintergrund, aber umso wichtiger. Elke und Beate sind Organisationstalente. Ich bin eher der chaotisch-lässige Typ. Ich glaube, früher waren wir auch irgendwie organisiert, aber weil alles in kleinerem Rahmen ablief, fügte sich am Ende doch alles zusammen. Später kam auch noch Gerry und half in der Küche.

Einige unserer Gäste kommen regelmässig vor dem offiziellen Beginn, aber das ist voll OK. Sie nahmen dann schon mal Platz. Wir Mitarbeiter trafen uns drin, um miteinander zu beten. Beate holte inzwischen unser Essen aus Rohrau, das Lilly Guttmann wahnsinnig toll zubereitet hatte. Schade, dass sie nicht dabei sein konnte. Ich hätte sie gerne unseren Gästen vorgestellt.

Es kamen Gäste aus Stuttgart und von weiter her. Geli aus Horb machte auch mal wieder einen Besuch. Ich freue mich riesig, wenn sie da ist. Sie ist mir sehr lieb geworden. Fast jedesmal, wenn sie beim Brunch ist, bringt sie mir und Lisa Antipasti mit, die wir natürlich nicht hier verköstigen können.

Der Anteil langjähriger Gäste, also Gäste, die schon über Jahre kommen, ist geschrumpft. Tatsächlich kommen nur noch etwa 25% direkt aus Herrenberg und Umgebung. Der Rest sind neue Gäste, die unseren Brunch erst seit vielleicht einem Jahr besuchen. Coronabedingt? Altersarmut? Beides trifft auch auf unsere Stammbelegschaft zu, aber vielleicht sind die Corona-Hygiene-Regeln, die Kontaktverfolgung und Masken für sie eher ein Hinderungsgrund. Und die Todesfälle natürlich. Statistisch ist die Lebenserwartung armer Menschen viel geringer, als das statistische Mittel von 82 Jahren in der Gesamtbevölkerung.

Nachdem auf der Wiese alle Tische und Bänke aufgestellt waren ging ich zum Auto. Ich hatte Sascha ein Handy über Ebay Kleinanzeigen besorgt und wollte es griffbereit haben. Auf dem Parkplatz sah ich dann, wie die „Karawane“ von Richtung S-Bahn S1 eintraf. Natürlich begrüßte ich sie herzlich. Es ist tatsächlich eine illustre Gesellschaft. Manche sind gut ausgestattet mit Rollwägen, Rucksäcken und so weiter, damit man auch was verstauen kann.

Sie kennen sich alle untereinander und haben auch keine Kontakscheu. Man kennt auch jedermanns Macken und toleriert sie. Auch ich konnte einige Gesichter wiedererkennen.

Gleich nach der Eröffnung durch Beate gab es Kaffee und Kuchen. Ich begab mich auf die untere Wiese, wo der gemauerte Grill steht und kümmerte mich um das Feuer. Lilly hatte genügend Fleisch und Wurst vorbereitet. Sie hat es richtig drauf.

Micha hielt seine Andacht und machte Gerhard und sein Sterben zum Thema. Er erzählte von ihm und sagte, wie Gerhard durch seinen Glauben getragen wird. Das Thema wird ja jeden von uns treffen. Und so denke ich, dass unsere Gäste wirklich etwas mitnehmen konnten. Etwas geistigen Input.

Ich beobachtete die Runde und erkannte, dass sie einen guten Umgang miteinander pflegten. Ich sah, dass es Einzelgänger gab, Zweier-, Dreier-, Vierergrüppchen. Es gab Menschen, die für andere Verantwortung übernahmen und ihnen halfen. Wenn diese Menschen, die oft die 60 schon überschritten haben, also Baujahr 45 – 60, nicht zusammenhalten würden, dann wären sie ohnmächtig. Sie teilen sich die Fahrkarten, (eine Investition), oder lassen als Schwerbehinderte Leute auf ihrem Ticket mitfahren. Sie tauschen sich über ihre Krankengeschichten aus. Freunde? Ich kann es mir bei einigen denken. Andere sind abseits. Haben ein paar verschrobene Ansichten. Zu viele Informationen. Das macht einsam. Sei schlau, bleib doof. Schon wieder ein Peak in meiner Lernkurve.

Dann betete Micha für uns und wir beteten gemeinsam das Vaterunser, bevor Sascha und ich uns ans Grillen machten.

Es war insgesamt eine friedliche und freundliche Atmosphäre, auch wenn es hier und da kleine verbale Plänkeleien gab. Es gab viele Gelegenheiten zu Gesprächen, die wir immer wieder nutzten.

Natürlich sind wir mit 45 Gästen personell und auch räumlich am Limit. OK, der Grill-Brunch, auf den viele lange gewartet haben, ist natürlich eine Attraktion, auch kulinarisch. Es bleibt abzuwarten, wie wir das in den kommenden Monaten stemmen.

Wie schon in Michas Andacht thematisiert wurde, kam heute der Anruf aus Nagold, dass Gerhard heute Nacht heimgegangen ist. Wir sind traurig, aber auch froh, denn wir wissen, wo er jetzt ist und dass es ihm gut geht.