Summer in the „City“

Ja! Endlich Sommer. Es wurde auch Zeit. Die Temperaturen um die 30 Grad sind nicht jedermanns Geschmack. Sie werden auch bald wieder mitteleuropäisch sinken. Ist immer so. Also gilt für mich: genießen. Ich war schon einige Male in den Tropen. Ich liebe Hitze.

Rene feierte diese Woche Geburtstag. Also hab ich ihn besucht und persönlich gratuliert. Ich hab ihm eine Flasche Vita Cola von meinem Tanzwochenende aus Thüringen und ein Buch mitgebracht: Matthias Berg: „Mach was draus“. Mehr Kraft. Mehr Gelassenheit. Mehr Leben. Es ist ein Motivationsbuch. Kennt ihr das? Man steht kurz davor, etwas zu tun und dann ist die Motivation plötzlich weg. Das kommt vermutlich, weil Motivation etwas mit Gefühlen zu tun hat und nicht mit dem Willen. Dazu braucht man ein Herz. Matthias Berg war vor ein paar Jahren bei unserem Männertag und ich fand, er konnte seinen erfolgreichen (wenn auch schwierigen) Weg gut beschreiben.

Meine Kinder lesen es nicht. Vermutlich, weil ich es gelesen habe. Auch hier: Der Prophet gilt nichts im eigenen Land. Ich konnte mir gute Gedanken herausziehen. Ich fand es sehr motivierend. Meine Kinder haben andere Themen, als ich. Ich wollte, es wäre jedermann klar, dass man dieses Leben nicht einfach so in den Tag hinein leben sollte.

Disziplin. Die Fähigkeit, zu lernen. Hat das etwas mit Willensstärke zu tun? Wie erreicht man Dinge? Wie viel Aufwand muss man investieren, um etwas zu erreichen? Welche Konsequenz hat es, wenn man vorher aufgibt, oder einfach die Lust verliert? Wie funktioniert Erfolg?

Ich hatte ein Gespräch mit meinem Freund. Wir streiten uns gepflegt, aber durchaus kontrovers und emotional über verschiedenste Themen. Natürlich müssen unsere Kinder immer wieder eine Rolle spielen. Mein Haus. Mein Boot. Mein Auto. Wir reden weniger über unsere Wehwehchen. Vielleicht ist das ein Fehler. Typisch Mann? Ich glaube, unsere Frauen kennen sämtliche Krankengeschichten. Natürlich reden wir auch über uns. Unseren BurnOut. Die Sinnfragen. Den Glauben. Den Wert eines Menschen. Alles solche Dinge.

Warum zum Beispiel bewerten wir Menschen oft nach ihrem gesellschaftlichen Status? Ob sie einen Doktortitel haben, und warum werten wir andere Menschen ab, weil sie nach diesen Maßstäben versagen oder weil sie ihr Leben nicht auf die Reihe bekommen? Muss man Nachbarn, die seit 30 oder 40 Jahren in Deutschland leben und immer noch nicht richtig deutsch sprechen und verstehen können anders behandeln, als jemand, der einen akademischen Titel hat? Als Christen auf keinen Fall, denke ich. In der „Welt“ ist das normal. Menschen, die nicht nach Gottes Maßstäben oder Jesu Maßstäben leben, vielleicht noch am ehesten Buddhisten, können diese Anti-Ethik fast nicht haben. Denn wir glauben, dass jeder Mensch nach Gottes Ebenbild geschaffen ist. Und darum erheben wir uns über andere, bewundern wiederum andere. Unser Selbstwert muss ständig adjustiert werden. By the way… bei Christen ist das auch so.

Das Ego. Egal wie groß oder klein, es ist immer am vergleichen. Manche neigen dazu, sich permanent zu erhöhen. Andere dazu, sich permanent zu erniedrigen.

Es gibt politische Systeme und Weltanschauungen, die für sich reklamieren, für die „Schwachen“ zu sein. Aber es sind wirklich nur Anschauungen, meiner Meinung nach. Man bekommt einen (schwäbisch) Bäpper und ist dadurch moralisch aufgewertet. Fortan muss man lediglich das Vokabular auswendig lernen und bei passenden Gelegenheiten die richtigen Buzzwords benutzen. Man muss nicht argumentieren. Es geht nicht mehr länger um Evidenz. Es geht alles um Gefühle. Alles sehr einfach. Für einfache Menschen.

Ich liebe diese Diskussionen mit meinem Freund. Ich provoziere gerne. Ich möchte ihn aus der Reserve locken. Ich möchte, dass er sich noch mehr Gedanken macht und nachdenkt. Ich liebe erwachsene Gespräche mit erwachsenen Menschen. Die Zeit des Quartettspielens ist vorbei. Ich will nicht mehr mit mehr PS stechen. Ich will Argumente austauschen. Ich möchte dazu lernen.

Samstag war wieder die Samstags-Mahl-Zeit an der Reihe. Dieses Mal gab es gebackenen Fisch mit Kartoffelsalat. Dazu Krautsalat. Wieder einmal klopften wir an die Türen. Renes und Armins Tür stand allerdings offen. Bei diesen Temperaturen geht es gar nicht anders. Da würde nur eine Klimaanlage helfen. Alex und Olaf bevorzugen Privatsphäre und wir klopften. Die Sonne scheint auch nicht frontal auf ihre Seite.

Michael stand auf der Treppe und freute sich, dass wir kommen. Ich brachte ihm die Essen für ihn und seinen Mitbewohner in sein Apartment. Auch hier stand die Tür offen.

Dietmar kam von der Stadt. Auch er freute sich über das warme Mittagessen. Alles ganz normal könnte man meinen, nur ein bisschen wärmer. Aber das ist es nicht. Es ist wieder eine Woche mehr in der Notunterkunft. Just another day in paradise.

Einige Apartments sind aufgeräumter als andere. Einige Bewohner sind gepflegter als andere. Es gab keinen Todesfall. Keinen Hitzetoten, kein Corona. Aber Tristesse. Es fehlen Waschmaschinen. Mindestens zwei. Armin braucht ein neues Smartphone, kann auch gebraucht sein. Und eine neue SIM Karte.

Anschließend fuhren wir ins Schießtäle. Adalbert saß an der Bushaltestelle. Im Schatten. Ich weiß nicht, wo er wohnt. Lisa kann ganz gut mit ihm. Er streift allein durch die City. Es ist seine Heimat. Und jetzt sitzt er an der Bushaltestelle. Auch er nahm die Mahlzeit dankend an.

Harald und ich reden immer gerne über Fußball, wenn ich zu ihm komme. Ich befürchtete, dass Deutschland wieder gut spielt, aber unglücklich verliert. Er machte mir Mut, denn ein 6:0 gegen Ungarn würde einen guten 3. Platz bedeuten. Inzwischen wissen wir, dass Deutschland Portugal dominiert hat. Trotzdem zwei Gegentore. Ach ja, Fußball…

Nächste Woche ist Brunch. Vielleicht mit Grillen? Das traditionelle Brunch-Grillen. Oder besser im Juli? Hängt auch vom Wetter ab. Gewitter liegen in der Luft. Es ist schwül. Die Medien verwenden den Ausdruck heftige Unwetter. Ich würde eher reinigende Gewitter benutzen wollen. Können auch heftig sein. Aber ist nicht so geframed. Doch ist es. Aber tun wir das nicht alle? Das ist der Sommer in der City. In Herrenberg.