Samstags-MAHL-Zeit-Gedanken

Heute durften wir erneut unsere Samstags-MAHL-Zeit austeilen.

Es gab nicht nur das warme Essen von der Metzgerei Gerullis, sondern auch noch ein sehr leckerer Kuchen, den der Bruder einer unserer treuen Essensverteiler, ein richtiger Bäckermeister gebacken hatte. Mich freut es so, dass es Menschen in Herrenberg gibt, die die Samstags-MAHL-Zeit unterstützen und unseren Freunden, den Bedürftigen noch ein Extra draufsetzen und, das kann ich sagen, von ihnen durchaus gewürdigt wird. Ich habe ein paar Kontakte auch in den sozialen Medien (ich bin so on the line), die mir das zurückmelden.

Bei der Schießmauer ging es heute wieder sehr harmonisch zu. Ich habe wohl letztes Mal die richtige Reaktion und die richtigen Worte gefunden. Gerade in der Notunterkunft müssen die Bewohner ihre Situation klar erkennen. Und Sucht ist ein oder das Problem. Aber es darf nicht die Entschuldigung für alles sein. Es gibt einen gewissen Pegel, den auch ein Süchtiger als sozial verträglich erkennt. Glücklicherweise ist dieser Pegel meistens die Regel. Es geht nicht die ganze Zeit ums Abschießen. Es kommt vor, da spielen Faktoren zusammen und eine Dynamik und am Ende Kontrollverlust. Ok. Aber ich konnte mit einigen reden. Als ich heute kam, waren sie beim Frühstück und haben sich gefreut, als Lisa und ich das Essen brachten. Wir kamen ziemlich bald zum Thema Wohnung. Letztens sagte ich, dass die Verantwortlichen bei der Stadt auch ab und zu Wohnungen vermitteln, aber dass auch sie bei manchen Bewohnern nicht guten Gewissens tätig werden können. Hier leben Männer mit Suchtproblemen in WG-ähnlichem Verbund, obwohl jeder für sich alleine verantwortlich ist und haushaltet. Bei manchen klappt es gut, sie verstehen sich und könnten sich auch vorstelken, in einer richtigen WG zu wohnen. Ich sagte ihnen, dass die Unterstützung seitens der Stadt natürlich besser wäre, wenn hier die Räumlichkeiten richtig gepflegt würden. Das zeigt Eigenverantwortung. Gleichzeitig könnte dies auch für sie selbst eine Stabilisierung bedeuten, denn man hat ein gemeinsames Ziel, nämlich wieder auf eigenen Beinen zu stehen, und – warum nicht – mit alternativen Wohnformen aus der Obdachlosigkeit zu kommen. Parallel könnten sie mit Hilfe unseres Vereins und der Drogenberatung und Ärzten über Entgiftung und Therapie ihre gesundheitliche Verfassung verbessern. Dazu gehören auch Zahnbehandlungen. Zähne sind ein Riesenthema!

Vielleicht brauchen die Bewohner ein ganzheitliches Konzept. Mit und von allen Beteiligten: Stadt, Kirchen, Freunde e.V., ganz viele Menschen mit Herz. Welcher Schritt der erste sein sollte? Manche sagen medizinisch zuerst. Ich sage Wohnung. Eine WG oder ein Haus. Ich könnte auf Anhieb zwei oder drei WGs füllen und auch weiterhin begleiten und betreuen. Das wäre eine Perspektive für 6 -8 Leute. Für andere wären 1-2 Zimmerwohnungen ausreichend. Nicht alle sind WG fähig. Für sie bedeutet es eine Zumutung, mit jemand zusammen zu wohnen und Bad und WC und Küche zu teilen. Für die Männer, an die ich denke käme nur eine WG in Frage, um sie dauerhaft zu stabilisieren

Natürlich gibt es bestimmt viele Meinungen, wie man dies oder jenes besser oder anders machen könnte. Doch man sollte auch langsam einmal Perspektiven schaffen. Ich würde gerne mithelfen, das zu organisieren. Ich mache auch Termine für den Zahnarzt, um Röntgenaufnahmen zu bekommen, mit denen man einen Heil- und Kostenplan erstellen kann. Das wird nicht ganz billig. Aber vielleicht gibt es Hilfsgelder und Stiftungen und Spenden, wobei ich gleich klargestellt habe, dass niemand Wohnungen vermietet, der Angst um sein Eigentum haben muss, oder beim Thema Zahnsanierung spenden würde, wenn die Sozialprognose nicht gut ist, oder die Motivation unzureichend ist.

Wenn sie das jetzt lesen, und helfen können, würde ich mich über eine Rückmeldung freuen. Vielleicht schaffen wir eine qualitative Verbesserung. Wir arbeiten daran.