Mobile Vesperkirche

Wieder mal stand ein Einsatz für die mobile Vesperkirche auf dem Programm. Wie schön und segensreich. Woche für Woche engagieren sich Menschen in Herrenberg in unterschiedlichen Initiativen, um mit einem warmem Essen, einer Vespertüte und dem Brunch Menschen näher zu kommen, und ja, um Hoffnung zu bringen. Du stehst auf unserer Liste, und nicht nur das, wir möchten dich sehen, denn du bist ein geliebtes Kind unseres Vaters im Himmel. Dein Leid, deine Not, dein Elend und du als ganzer Mensch sind ihm bekannt. Er sieht es, wenn du weinst, auch wenn du nicht weinst. Er ist bei dir in jedem Augenblick.

Manchen unserer Freunde möchte ich zurufen: Wenn du ihn nur kennen wolltest! Er ist der Schöpfer des Universums! Er kennt nicht nur die Zahl aller Sterne und gibt ihnen Namen. Er kennt auch jeden Einzelnen Menschen mit Namen, er kennt deine Gedanken, er kennt deine Gefühle, deine Schmerzen, deine Kämpfe, deine Siege und deine Niederlagen. Er kannte dich schon vor deiner Geburt und er kennt den Zeitpunkt deines Todes. Wie das geht, wie das möglich ist? Er ist Gott. Vergiss doch menschliche Maßstäbe. Vergiss unsere kleine Sicht und unseren kleinen Verstand. In den Augen der Welt ist das Torheit. Und das ist normal. Wer Gott nicht kennt, wer Gott nicht kennen will, ist leider begrenzt und hat andere Erklärungen für seine Welt. Ideologien und Glaubenssysteme. Auch das ist ok. Sie funktionieren auch überwiegend, aber irgendwann fehlt die Freude. Friede, Liebe, Güte, Langmut. Das sind unsere Geistesfrüchte. Es geht nicht um Meriten. Doktorentitel und wirtschaftliche Erfolge. Das sind Dinge, an denen die Welt misst, ob du würdig bist.

Es ist so leicht, sich zu überheben. Und ja, es findet auch statt, dass Menschen unsere warmen Mahlzeiten nicht würdigen können. Sie sehen nicht, dass Menschen dahinter sind, die diese Mahlzeiten zubereiten, sie verteilen. Sie segnen. Und sie werden ungerecht und verstocken und kritisieren. Es verletzt sogar. Aber auch das ist normal.

Das ist nicht die Regel. Überwiegend freuen sich die Menschen, die wir besuchen. Auch, wenn die Kontakte an der Tür nur kurz sind, wenig Worte gewechselt werden. Da ist es ein Lächeln, da ein freundliches Wort und das ist vielleicht wichtiger als das Essen selbst.

Vielleicht kommen wir Helfer und Initiatoren der Vesperkirche an die Grenzen dessen, was „mobil“ leisten kann. Es sind die neuartigen Hygieneregeln, das neuartige Virus, das neuartige Normal, die uns hindern, den Gedanken der Vesperkirche, nämlich Gemeinschaft, zu leben. Es geht doch nicht um Kohlehydrate. Abspeisungen. Es geht doch um mehr.

Wobei man auch sagen muss, dass die mobile Vesperkirche Menschen erreicht, die den Weg zur Spitalkirche sonst nicht finden würden. Der Prophet und der Berg.

Wir leben in Zeiten, die unser gewohntes Zusammenleben, unseren gewohnten Umgang miteinander durch Hygienekonzepte in etwas Hässliches verwandeln, so sehr wir uns auch Mühe geben. Wir dürfen trösten, aber nur mit dem vorgeschriebenen Sicherheitsabstand. Am Besten mit Alltagsmaske oder beides. Wir sind potentielle Überträger eines tödlichen Virus geworden. Keine frohe Botschaft mehr, sondern Desinfektionsmittel. Der Satz von Jesus, man kann nicht zwei Herren dienen, sollte mal unter diesem Licht betrachtet werden.

Wir dürfen natürlich nicht nachlassen, so widrig und krank die Umstände auch sind. Kommenden Samstag, zum Beispiel, ist wieder Brunch. Ich bin gespannt, ob wir es schaffen, einen würdigen Rahmen trotz Hygiene und Vorschriften zu schaffen. Wir laden Menschen ein und sollten uns bewusst sein, welche Verantwortung wir auch vor Gott haben.

Das gleiche gilt für die mobile Vesperkirche. Wir begegnen Menschen, die sich öffnen, die etwas annehmen. Wir bringen ein Essen und doch ist es mehr als die Summe der Kalorien. Das sollten wir nicht vergessen, auch wenn es nicht jeder so sehen kann und lieber kritisiert.