Herrenberg Friends

GabenZaun

Dass seit dem 5.März 2020 keine Friends Time mehr stattfindet, finden unsere Freunde schade. Auch wir sind traurig. Umso mehr haben wir uns darum gefreut, dass mit dem Gabenzaun eine Initiative entstanden ist, die es ermöglicht, Menschen in Herrenberg zu helfen. Es scheint, dass der Gabenzaun von weit mehr Menschen in Anspruch genommen wird, als „nur“ von unseren Freunden. Da der Zaun von Montag bis Freitag „geöffnet“ hat, ist der tägliche Aufwand enorm. Unser Verein alleine wäre gar nicht imstande, jeden Morgen und jeden Abend diese Aufgabe zu leisten. Es ist schön, dass wir weitere Menschen gewinnen konnten, die bei Auf- und beim Abhängen der Tüten helfen wollten. Selten bleiben viele Tüten hängen und jeder kann noch etwas für den eigenen Bedarf finden. Ich möchte die Disziplin erwähnen und das Miteinander. Auch wird der Zaun nicht von „Professionellen“ leer geräumt. Das freut alle und zeigt, dass in Herrenberg etwas ganz besonderes stattfindet.

Vesperkirche

Der Gabenzaun allein ist schon eine tolle Sache. Aber mit der Vesperkirche kam noch etwas hinzu, das diese Stadt richtig ehrt. Seit einigen Wochen werden samstags Essen für Bedürftige gekocht. Die Metzgerei Gerullis kocht. Ehrenamtliche fahren sie aus und auch wir vom Verein dürfen uns beteiligen, indem wir uns an der Essensausgabe in den städtischen Unterkünften beteiligen.

Normalerweise bekommt man nicht sehr viel von ihnen mit. Menschen schauen sie nicht an, schauen durch sie hindurch und wollen unangenehmen Gerüchen ausweichen. Aber es sind liebenswerte Menschen und jeder ist etwas Besonderes. Natürlich haben sie Fehler und ihr Leben findet am Rande dieser Gesellschaft statt. Umso bemerkenswerter ist es, dass diese Initiative von unserer Gesellschaft unterstützt wird und hoffentlich weiter unterstützt wird. Die Zeiten sind nämlich härter geworden. Lebensmittel sind zum Teil um 30% teurer. Und werden dadurch unerschwinglich für Menschen, von denen manche nicht einmal Sozialhilfe bekommen, die vom Pfandflaschen sammeln leben oder einfach dahinvegetieren.

Unsere Freunde loben die Küche. Wir bleiben oft noch einige Zeit bei Ihnen und unterhalten uns. Wer hat denn Zeit für sie? Sie sind unter sich und sie haben keinen Kontakt zu Gemeinden oder Vereinen. Sie haben einen Fernseher. Aber ein Gespäch, ein wenig Aufmerksamkeit ist Mangelware. Wir erleben große Dankbarkeit bei diesen Menschen. Und gerne würden wir länger bleiben, aber auch wir haben Familien und Verpflichtungen. Und so bleibt es nur ein kurzer Besuch in einer anderen Welt. Diese andere Welt verändert die eigene Welt.

Abschied nehmen

Heute haben wir Manfred zu Grabe getragen. Vor drei Wochen haben wir ihn bei der Essensausgabe gesehen. Er musste sofort ins Krankenhaus. Wir riefen den Krankenwagen und vier Tage später starb er. Er war ein Herrenberger Gesicht. Immer gepflegt und ruhig. Wie ein Tourist lief er seit 15 Jahren in Herrenberg umher. Machte seine Spaziergänge und sammelte Steine und Blumen und verschönerte die Notunterkunft. Wir waren zu viert und versuchten seiner Beisetzung einen würdigen Rahmen zu geben. Es war wirklich schön. Leider befürchte ich, werden wir noch so manchen beisetzen müssen, vermutlich viel zu früh, vermutlich werden wieder keine oder wenige zur Beerdigung kommen.