Grenzenlos

Unser Team war wieder unterwegs, um Vespertaschen zu verteilen. Lilly hat Nudelauflauf gekocht, einen bunten Salat und einen Bananencreme Nachtisch gemacht. Wie immer sehr aufwendig. Unsere beiden griechischen Nachbarn haben Hefegebäck mit Schafskäse

und mit Kartoffeln gefüllte Pelmeni gebacken.

Es gibt viele Menschen mit einem Herz für die Bedürftigen. Danke an Carola und Parthena aus der Schuhgasse.

Gerry hat gemeinsam mit Beate die Taschen gepackt. Es gab reichlich Spenden. Gerry hat wieder ein Foto gemacht, doch leider ist es heute etwas misslungen. Vielleicht besorge ich ihm mal ein Buch über Foodstyling und professionelle Food Fotographie.

Jedoch sein Text in unserer Whatsapp Gruppe, hatte einen schönen, geistlichen Impuls: Grüß Gott! Heute haben wir viel in den Händen. Das Samstags-Mahl-Zeit-Menü wird luxuriöser. Danke! Jetzt greifen die Corona Maßnahmen. Jetzt brauchen wir ja nicht mehr um unser Leben fürchten? Doch! Wir alle wissen, daß wir gehen müssen. Das große Tabuthema im Männer-Haus-Kreis: Der Tod … Die Auferstehung Christi ist unser Pfad zum Glauben. Die Beziehung zu Jesus Christus ist und bleibt unser Leben: Vor & Danach. Jesus sagt : „Ich helfe dir wieder auf, wenn Du am Boden liegst. Vertraue mir. Amen

Ich wünschte mir, das unsere Freunde diese geistliche Reise machen würden, die Gerry angetreten hat. Gerry hat es verstanden. Er würde sagen, Leute, ihr müsst kapitulieren. Und danach mit Jesus auferstehen. Doch so sieht es nicht aus.

Als wir zur Schießmauer kamen, war eine komische Stimmung. Das Haus strahlte heute nichts Positives aus. Das herbstliche Wetter tat sein Übriges. Wir erfuhren, was in der Nacht los war, dass die Polizei um drei Uhr früh anrücken musste, weil irgendjemand der Meinung war, die Musik müsse sehr laut sein. Voll Ego. Ich denke, das ist nicht nötig. Aber ab soundso viel Promille scheint das manche nicht mehr zu interessieren. Die Party war auch noch nicht zu Ende oder sie hatte schon wieder angefangen. Hoffnungslos? Grenzenlos?

Es gibt solche Tage. Nicht bei dir vielleicht. Auch nicht bei mir. Aber hier. Es ist hart, die Bewohner, unsere Freunde, zu sehen, wie sie sich gehen lassen. Um so mehr freuen wir uns über andere, die sich zusammen reißen, weil sie sich der Selbstzerstörung verweigern, so gut es geht. Sie rasieren sich. Sie versuchen sich gut zu kleiden, waschen ihre Wäsche, wischen den Boden. Für sie ist es eine Zumutung, mit Menschen zusammen zu leben, die sich derart gehen lassen.

Natürlich möchten wir, wir beten dafür, dass diese Exzesse enden, damit sich Menschen erbarmen und unseren Freunden oder einigen von ihnen Wohnungen vermieten, ohne Angst habe zu müssen, dass sie zu Müllhalden verkommen, oder dass sich die Nachbarschaft beschwert. Es gibt diese Bewohner, die sich im Griff haben, die uns nüchtern und aufgeräumt ihre Türen öffnen. Aber es gibt auch die Menschen, denen es erbärmlich geht, ob sie es wissen oder nicht. Menschen die dringend Hilfe benötigen.

Natürlich geben wir jedem eine Vespertasche, die heute wirklich reichlich gefüllt ist, mit einem Mittagessen, einem Nachtisch, mit einer Fertigsuppe, mit einer Flasche Ketchup, mit den griechischen Leckereien, mir einem Kaffestick.

By the way, wir fragen auch nicht nach dem Impfstatus, ob 2G oder 3G oder was auch immer. Wir werden nicht selektieren, wie das in Deutschland von sogenannten Ethikräten schon gefordert wird. Zur Beruhigung, um Impfungen muss man sich hier keine Sorgen machen. Vielleicht ein Boosterchen?

Trotz allen Widrigkeiten sind die Bewohner untereinander solidarisch. Man weiß, wer sich selbst nicht mehr helfen kann. Die Konflikte, die es gibt, sind auch nie von langer Dauer. Die Stabileren versuchen trotzdem, diesen Ort so oft es geht zu verlassen, denn nüchtern kann man dieses Elend nicht ertragen. Sie habe Kontakte nach draußen und Psychologen würden sagen, sie sorgen gut für sich.

Ich möchte es heute so drastisch schildern, weil es drastisch ist. Da ist nichts romantisches.

Morgen spielen wir Grenzenlos in der Gemeinde. Wie immer versuche ich, Gitarre zu spielen. Ich darf mitspielen. Dabei bin ich ein ewiger Amateur. Aber dieses Grenzenlos hat eine positive Botschaft: Grenzenlos ist die Freude, weil die Mauern durch dich fallen.