Frühlings-Brunch

Heute war wieder einmal der Brunchgodi der Süddeutschen Gemeinschaft. Nach langer Zeit war auch ich wieder einmal dabei. Die beiden letzten Male waren Lisa und ich (lieber) tanzen. Nein, nicht wirklich. Wir haben die Gemeinschaft vermisst, aber für uns selbst eine wertvolle Zeit gehabt.

Übrigens: Wir tanzen jetzt auch einmal im Monat bei uns in der Süddeutschen Gemeinschaft.

Der Brunchgodi, ein, wie ich meine, fester Bestandteil der Süddeutschen Gemeinschaft Herrenberg, ist eine der wertvollsten Veranstaltungen. Und die Süddeutsche Gemeinschaft hat viele wertvolle Veranstaltungen, wie auch den Bibelgesprächskreis.

Wobei schon das Wort Veranstaltung bei mir einen Widerspruch hervor ruft. Es ist keine Veranstaltung, und ganz bestimmt kein Event.

Was ist es dann? Für mich ist der Brunch eine Idee. Ein Gedanke. Aber noch mehr. Und nicht mehr und nicht weniger als Gemeinschaft mit Menschen. Das, was Jesus immer gehalten hat. Zu Jesus kamen die Kranken, die Nichtkonformen. Die Verachteten, die Unberührbaren. Die Prostituierten. Die Alkoholiker.

Und er ging zu ihnen. Maria Magdalena zum Beispiel, die dann zum Jüngerkreis gehörte. Matthäus, der Zöllner, der Kollaborateur. Verachtet von allen. Jesus hat sie angenommen.

Wer kommt zu uns? Wen laden wir ein? Da sind unsere Freunde aus Herrenberg. Die Bewohner der Notunterkünfte. Wenigstens ein paar von ihnen. Da sind Menschen, die in der Armut leben. Armut ist ein großes Thema.

Armut ist immer auch mit Sucht verbunden, oder mit einer anderen psychischen Erkrankung. Männer und Frauen, die ein Leben gelebt haben, die sich für ihre Kinder aufgeopfert haben. Oder die zerbrochen sind am Leben. Keine dieser Bilderbuchkarrieren. Nicht einmal einfach nur Mutter sein durften sie. Arbeiten. Selbstverwirklichen. Haschen um Anerkennung. Und doch gescheitert. Und jetzt? Jetzt geht es ums Überleben. Das nackte Überleben.

Und es geht um Würde. Die Menschen, jeder Einzelne, möchten würdevoll behandelt werden. Nicht irgendein Mündel, institutionalisiert oder hospitalisiert. Sie möchten ihr Leben selbst bestimmen. In einer Institution ist man ausgeliefert. Diese Menschen möchten ihr Leben, so kaputt es auch sein mag, trotzdem selbst bestimmen.

Und wir geben ihnen einen Rahmen, in dem sie sich angenommen fühlen. Das ist nicht gezwungen. Ich freue mich sehr darüber, dass unsere Mitarbeiter, von Thilo angefangen, diesen Schritt gehen, den Jesus gegangen ist. Nicht einfach irgendwas mit Charity. Es ist die Begegnung mit einem Nächsten, wer er auch sein mag.

Natürlich heißt Brunch, dass es etwas zu essen gibt. Natürlich bedeutet dies, dass es Menschen braucht, die sich darum kümmern. Eine gewisse Organisation ist nötig. Ohne Frage.

Und jetzt kommt mein einziger Kritikpunkt. Ich möchte, dass alles aus freien Stücken geschieht. Nicht aus einem Gefühl der Verpflichtung oder Verantwortung.

Ohne Zweifel ist es anstrengend. Und nach dem Brunch bin auch ich erst einmal fertig. Es ist ein Samstag. Es ist für jeden von uns, der Teil der erwerbstätigen Bevölkerung ist, ein Teil seiner Freizeit. Auch Michael oder Siggi, opfern ihre freie Zeit. Und dann komme ich nach Hause, trinke einen Kaffee, und bin froh, dass ich ein Teil davon war. In manchen Momenten kann ich mir gar nicht vorstellen, ob es etwas wichtigeres oder besseres geben könnte, als Teil des Brunch Godis zu sein.

Thilo spielte Gitarre und sang mit Elke ein paar Lieder, während die Gäste noch ihren letzten Kaffee und Kuchen genossen. Dann hielt Thilo eine Andacht mit dem Thema „Gott sieht dich.“ Die Jahreslosung ist schon echt gut. Dieses Mal sieht Gott, bzw. sieht Jesus vom Kreuz herab. Und er sieht den römischen Hauptmann, der nur seine Pflicht erfüllt. Er sieht Johannes, seinen Lieblingsjünger. Er sieht Maria, seine Mutter, wie sie den Schmerz ihres Sohnes versucht mitzuertragen. Er sieht aber auch dich, er sieht mich. Und noch vom Kreuz herab sieht Jesus, sieht dieser Gott deren und unsere Bedürfnisse und zeigt Lösungen. Siehe, das ist deine Mutter. Siehe das ist dein Sohn. Ich sehe deine Depression. Ich sehe deine Ängste. Ich sehe deine Wut. Ich sehe deine Enttäuschungen. Und er gibt die Lösung. Die Heilung. Vom Kreuz herab. Wunderschöner Gedanke.

Danach gab es Abendmahl. Und ich freute mich, dass so viele, wenn nicht fast alle kamen und das Matzenbrot, seinen Leib und Traubensaft, sein Blut zur Vergebung der Sünden annehmen wollten.

Das ist für mich Kirche. Das ist für mich Heiliger Geist.

Danach gab es Essen. Nimmt man gerne mit. Aber darum geht es erst in zweiter Linie. Natürlich muss es Essen geben. Es ist schließlich Brunch. Obwohl man darüber streiten könnte, was Brunch ist. Frühstück mit etwas Warmen ist auch Brunch. Naja. Jetzt ist es alles ziemlich aufwendig. Nichts gegen gutes Essen, ich esse gerne gut.

Die Helfer bei der Essensausgabe gaben Essen und Getränke aus. Die Helfer in der Küche spülten. Andere Helfer gaben Kleider aus. Und am Ende halfen viele Helfer, den Saal für die morgigen Gottesdienste vorzubereiten.

Auch ein Danke an die Spender der Osterglocken und die wunderschöne Deko.