Friends Time. Die neue Normalität?

Heute haben wir unsere Friends Time wieder mit Tüten mit Lebensmitteln zu unseren Freunden gebracht. Beate hat einen leckeren Reissalat zubereitet.

Auch bei der Verpackung hatte sich Beate Gedanken gemacht.

Lisa und ich durften ins Schießtäle, wo drei unserer Freunde wohnen. Es ergab sich ein kurzes Gespräch auf der Treppe. Zu gerne hätte ich ein Gebet angeboten. Doch etwas Unruhe und die Lokation auf der Treppe luden leider nicht dazu ein, länger zu bleiben. Außerdem waren noch weitere Stationen auf dem Plan. Die Tüten wurden trotzdem dankend angenommen.

Der Reissalat und andere leckere Dinge in der Papiertüte wirkten nicht nur sehr hochwertig. Die schöne Verpackung war außerdem mit einer Einladung zum nächsten Brunch versehen.

Unser nächster Stop war dann die Schießmauer. Die Situation war etwas seltsam, da wir sehr wenige unserer Freunde antrafen. Die letzten Male schienen sie sogar auf uns zu warten. Doch heute mussten wir an den Türen länger klopfen oder klingeln, bis geöffnet wurde. Vermutlich war das schöne Wetter am Tag zuvor ein Grund, zu „feiern“. Das Aufstehen fiel deshalb manchen etwas schwerer. Doch wir konnten unsere Tüten schließlich an den Mann bringen. Hier und da wieder ein Gespräch zwischen Tür und Angel. Wir hatten noch drei weitere Stationen, die Alzental-, die Marien- und die Tübingerstraße. Ich war etwas zwiegespalten, einerseits hätte ich mehr Zeit gebraucht, um einen Tee zu trinken oder um einfach mit jemandem eine Unterhaltung zu haben. Das muss nicht immer gleich eine halbe Stunde sein. So aber verabschiedeten wir uns und fuhren zu unserer nächsten Station.

Merke: Besuche bei Freunden sollten mit ausreichend Zeit verbunden sein.

Heute waren wir wirklich etwas spät dran. Unsere Besuche werden um die Mittagszeit erwartet. Also 12 Uhr, nicht 13 Uhr. Da ich gerne pünktlich bin, setzte ich mich irgendwie unter Druck.

Obwohl ich gerne diese Besuche mache, und die Lieferungen auch gern angenommen werden, ist das Ganze mit der echten Friends Time nicht zu vergleichen. Bei der Friends Time hat man wirklich Zeit. Es ist persönlicher. Es ist das Essen in der Gemeinschaft. Es ist die Gemeinschaft. Ist ein Vergleich gemeinsames Essen und Pizza Service legitim? Geht es um Kohlehydrate? Mir geht es um Nähe.

Beziehungen brauchen Nähe. Oder nicht? Sonst könnte man auf alles verzichten und alles von Amazon oder Aldi liefern lassen.

Seit drei Monaten leben wir im Coronazeitalter und das Leben ist nicht mehr dasselbe, wie zuvor. Kein Brunch und keine Friends Time mehr. Stattdessen Angst und Verantwortung. Andere ständig zu schützen finde ich echt anstrengend. Ist das die Zukunft? Bin ich ungeduldig? Andere können warten, genießen Home Office, solange es geht. Natürlich warte ich auch, aber ich gehe anderen mit meiner Ungeduld auf die Nerven. In anderen Ländern sind sie schon wieder in der Normalität angekommen. Bei uns dauert es halt noch ein paar Tage, Wochen, Monate, Jahre? Oder bis ein Impfstoff gefunden wird. Ich bin ja schon fast soweit, mich auch impfen zu lassen, um endlich dieser Dystopie zu entrinnen und wieder ein normales Leben zu bekommen.

Ganz nebenbei, unseren Freunden, Menschen mit echten Problemen, ist dieses Coronading sowieso ziemlich egal. Was mir ehrlich gesagt, symphatisch ist. Social Distancing und Hygieneregeln sind also eher eine Veranstaltung der Normalen. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden.

Mir ist klar, dass andere eine andere Meinung haben dürfen; ich hoffe, dass ist anderen auch klar.