Auferstehung?

Es ist Monatsende. Das Amt überweist frisches Geld. Millionen Empfänger von Transferleistungen warten schon darauf. Auch unsere Freunde, auch mein Sohn. Manche checken schon früh am Morgen ihr Konto in der Hoffnung, dass es schon eingegangen ist.

Vielleicht waren die letzten Tage eher von Verzicht geprägt. Die letzten Tage im Monat, wenn kein Geld für Tabak oder Alkohol oder Essen da ist.

Noch ein paar Flaschen abgeben, hier und da was leihen. Geht schon. Zum Glück gibt es Möglichkeiten. Je nachdem, wie lange die Durststrecke ging, ersehnt man sich den Zahltag umso heftiger. Die meisten kommen auf 20 Tage, 25 Tage, wenn man es sich gut einteilt. Schwieriger, wenn das Geld schon nach wenigen Tagen weg ist. Die Gründe? Da gibt es so viele. Seit letztem Jahr auf jeden Fall: die „Corona-Abgaben“.

Viele Leute, relativ gesehen, die ich kenne, wurden in den vergangenen Monaten Opfer der Corona-Regeln, nicht von Corona. Da diese Menschen prekär leben, häufig suchtkrank sind, und mit Corona nichts zu tun haben, leben sie nicht wie wir. Ihre Freunde kommen zu Besuch, sie trinken ihr Bier, es läuft Musik, es kommt noch jemand und bringt jemanden mit, es läuft kein TV, kein Radio, keine Zeitung, höchstens der Prospekt von Kaufland. Sie bekommen, wenn überhaupt, nur am Rande mit, dass da draußen eine Pandemie ist, weil alle nur noch mit Masken rumrennen. Und weil der Staat jetzt in ihre Wohnung, ihre Privatsphäre eindringt und Bußgelder verhängt.

Corona ist für sie etwas, das in einem anderen Land oder im Fernsehen stattfindet. Durch die Besuche der staatlichen Organe wird es zu etwas Realem. Zumindest finanziell. Der Virus erfordert Unterwerfung. Und Tributzahlungen.

Da können ganz schnell 40-50% der Sozialhilfe einfach weg sein. Hier wird Geld von Menschen abgepresst, die sowieso wenig bis nichts haben. Eine richtige Pandemie hätte auch bei den Unvernünftigsten eine Verhaltensänderung bewirkt. Ohne Bußgelder. Trotz ihrer Uninformiertheit, ihrer persönlichen Umstände hätten auch sie begriffen, dass man stirbt, sobald man vor die Tür tritt. 

Warum hat so ein tödliches Virus hier, bei den Vulnerablen der Gesellschaft nicht schon Opfer gefordert? Kommt die 3. Welle? Oder macht sie weiter ihren Bogen um diese Orte? Fragen über Fragen.

Wenn also die ersten Bußgeldbescheide mit 178,50€ eintreffen, auch mehrfach, sind diese Menschen naturgemäß noch stärker betroffen. Natürlich, um das noch einmal zu betonen, gibt es tödliche Infektionen. Aber es passt einfach nicht, Menschen Geld, das gerade zum Leben reicht, mit fragwürdigen Erziehungsmaßnahmen, mit Zwang wieder zu entwenden.

Aber auch sie werden wieder aufstehen. Jetzt, vor dem Osterfest, wenn alle schön feiern und ihre Privilegien genießen, werden sie ihr Bier trinken oder ihren Wodka. Statt Braten oder Crème brûlée vielleicht nur Ravioli und Bohneneintopf. Oder gibt es doch noch etwas anderes?
Das wäre eine andere Art Auferstehung.