Anti-Social!

Ich stolpere immer wieder über den Begriff „Social Distancing“. Was in den erfolgreichen Think Tanks erdacht wird, prägt sich brutal in unser Hirn. Doch was ist Social Distancing? Es ist ein Begriff, der direkt aus der Hölle stammt, und meiner Meinung nach zutiefst anti-christlich ist. Jesus von Nazareth lehrte uns Christen, seinen Nächsten zu lieben. Laut meiner Definition ist mein Nächster weniger in Afrika oder in Kanada beheimatet, sondern er ist mir nahe. Ich bin ihm kein Fremder, sondern im günstigsten Fall ein Bruder oder ein Freund. Meine Nächsten sind alle Menschen, die ich sehen und anfassen kann. Meine Familie, meine Nachbarn, meine Freunde, mein Block. Mein Nächster ist der Mensch an der Kasse im Supermarkt, der Kunde hinter mir in der Schlange. Es sind Menschen, die ich vielleicht nie wieder sehe. Aber in diesem Augenblick werden sie zu meinem Nächsten.

Mein Nächster ist die Frau, die samstags auf dem Markt Blättle verkauft, der Bettler, der auf dem Boden sitzt. Die Menschen in der Notunterkunft sind nicht mehr meine Nächsten, als die Migranten in unserer Stadt oder andere Minoritäten. Aber auch nicht weniger. Wir sind selbst Nächste von irgendjemand. Der Mensch ist von Gott geschaffen, um Kontakt zu anderen zu pflegen. Jeder Mensch sehnt sich nach Kontakten, sozialen Kontakten. Menschen, die andere Menschen scheuen, werden gemeinhin als eigenbrötlerisch bezeichnet und wahrgenommen. Man hat Mitleid mit diesen armen Menschen, bleibt ihnen doch dieses Glück der sozialen Nähe verwehrt. Es gibt aber auch Menschen, die nur über Distanz und Abgrenzung zu anderen ein Sicherheitsgefühl, einem Wohlgefühl ähnlich, bekommen. Really?

In guten Therapien gibt es therapeutische Angebote, wie etwa „Tanz und Bewegung“ oder „Transformation“, wo sich Patienten auf der körperlichen Ebene, nicht über den Verstand, dem Problemfeld von „Nähe und Distanz“ bewußt werden können. Man glaubt es kaum, aber manche Menschen verspüren regelrechtes körperliches Unbehagen, wenn andere Menschen ihnen zu nahe kommen, selbst wenn andere, bzw. die Mehrheit überhaupt kein Problem hat. Ich behaupte einfach mal: Es gibt Grenzen, die sind gesund und andere, die sind … krank. Nicht jeder spürt diese Grenzen und viele überschreiten die Grenzen anderer und bringen diese Menschen in Nöte. Vielleicht lachen jetzt einige hierüber. Es gibt ein gesundes Maß an Distanz und ebenso der Nähe, aber ob das wirklich messbar ist? Jeder darf es für sich selbst definieren. Und da kommt glaube ich, viel psychologisches ins Spiel. Ist jemand eher offen, zu offen, distanziert, zu distanziert? Wer bestimmt das gesunde Maß? Den goldenen Schnitt? Sind wir Herr über uns selbst? My body, my choice? Was wünsche ich mir und anderen? Vor was fürchte ich mich? Wo sind meine Grenzen? Eine interessante Palette an Fragen, wie ich finde. Ganz klar: Die eigene Souveränität, das Selbstwertgefühl und das Selbstbewußtsein wird über die Wahrung der eigenen Grenzen definiert, bestätigt oder beschädigt. Die größte Grenzüberschreitung sind zweifellos Mord und Folter. Grenzüberschreitung ist Gewalt. Meine These ist nun jedoch, dass auch das Abwenden von einem Menschen Gewalt ist. Jeder kennt das Gefühl der Zurückweisung. Scheidungen, zum Beispiel können einschneidende Erfahrungen sein. Besonders für Kinder.

Und nun ist es chic, dass ich mich distanziere, dass ich mich abwende. Hände waschen genügt nicht. Es ist eine verheerende Pandemie. Es geht um mein Überleben. Es geht auch um das Überleben meines Gegenüber und seiner Großmutter. Es geht um das Überleben der Menschheit und darum, das Gesundheitssystem nicht zu überlasten. Ich trage seit vergangenem Jahr eine neue Bürde der Verantwortung. Vorher war ich vermutlich unverantwortlich. Unverantwortungsvoll. Wegen mir sind vermutlich bereits Tausende von Menschen gestorben, könnte man meinen. Aber nein. Es ist das neue und tödliche Supervirus. Das neue Virus, dass uns heimgesucht hat und die Menschheit ausrotten will. Glück gehabt. Zum Glück gibt es die Pharmaindustrie, und die Politiker, die uns mit vereinten Kräften und mit lange geübten Schreckensszenarien, wie Event 201, Lockstep usw. vor Bioterror und Pandemien schützen. Es gibt Ausgangssperren, Lockdowns, Grundrechtsbeschränkungen, Masken, Hygieneregeln und das erwähnte Social Distancing. Bestens gewappnet. Und es gibt sogar schon Impfstoffe. Sind zwar nicht ausreichend getestet, schützen auch nicht vor Infektion oder Übertragung, sind aber die Eintrittskarte ins Kino oder in ein Konzert. Kultur. Fitness-Studio. Ach, und das Reisen. Ich verreise so gern. Das Virus ist echt gründlich. Ein Jahr Notstandsgesetze. Ein Jahr Ausnahmezustand. Ein Jahr überlebt. Dank Netflix, und Amazon, TicToc und Whatsapp. Und dank der Politik.

Neuerdings gilt es als ein revolutionärer Akt, wenn man bei jemand vor der Tür steht. Der Nachbar schaut vielleicht von seinem Home Office auf meinen Eingang und registriert bestimmt jeden Besuch.Ja, gestern war so ein glorreicher Tag. Lange werden wir daran zurück denken, in den nächsten Monaten des totalen Lockdown und denken: „Ach war das schön!“
Wir waren zuhause. Wir hatten Nähe. Wir hatten Besuch. Wir haben gekocht. Linsen und Spätzle und Saitenwürstle. Und unser Besuch hat es genossen. Und wir haben es genossen. Social Distancing geht manchmal nicht. Es geht um Menschlichkeit. Es geht um unser Leben. Es geht um Nähe. Es geht um christliche Werte. Zur Beruhigung: Wir haben uns nicht geküsst. Wir sind symptomfrei. Wir sind trotzdem indoktriniert genug, um dies zu erwähnen. Wir können unsere Freunde nicht mit irgendwas Dummen kommen. Es geht um Glaubwürdigkeit. Es geht um die Ewigkeit. Es geht darum, den Nächsten nicht abzuweisen. Wir kennen unsere Freunde. Sie brauchen Seelsorge. Sie brauchen Menschen, gerade in dieser Zeit, denen sie vertrauen. Wenn ein Telefonat ausreichend ist, auch ok.

Zum Schluss ganz persönlich: Meine Mutter ist aktuell und meine Schwiegereltern waren an Covid erkrankt. Ich weiß, wie man Angst um seine Allernächsten hat und mit ihnen bangt und betet. Aber wenn nicht bald evidenzbasierte wissenschaftliche Studien, nicht dieses wischiwaschi TV Geblubber, kommen, die mein Gefühl bestätigen, dass diese pandemische Lage nationaler Tragweite (wer definiert sowas eigentlich?) doch nicht die Erwartungen erfüllt und doch nicht gefährlicher, als jede x-beliebige Grippe ist, dann verliere ich jede Hoffnung in die Menschheit.

Social Distancing ist pure Gewalt. Anti-Social!

Das höchste Gebot ist das: »Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein, und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und mit all deiner Kraft«. Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst«. Es ist kein anderes Gebot größer als diese.

Jesus von Nazareth