Alle Jahre wieder

Heiligabend. Entspannte Geschäftigkeit. Schnell noch die letzten Besorgungen machen. Pute. Oh, nur 3100g. Zum Glück wurde sie geliefert. Hmm, aber vielleicht doch noch ein Gulasch. Falls es nicht reicht.

Lisa hat Knödelteig vorbereitet und Rotkraut gekocht. Dann kommt sie nach Hause und macht die Pute. Rein in den Backofen. 100 Grad. Niedrigtemperatur. Damit sie schön saftig bleibt.

Gegen 12 fahren wir in die Kalkofenstraße, wo Beate und Gerry das Essen und die Vespertaschen vorbereitet haben.

Gerry, Johannes, Veronika und Thomas, Meike, Lisa und ich sind die Fahrer. Zusätzlich haben sich heute Marga und Udo angekündigt, die unser Team unterstützen wollen. Das ist sehr erfreulich. Marga wird uns heute begleiten. Wir gehen in die Schießmauer.

Es ist eine Freude, Teil dieses Teams zu sein. Besonderen Dank möchte ich wieder Beate aussprechen, die ein Riesenpensum bewältigt. Nicht nur heute, am Heilig Abend, sondern schon am Tag zuvor. Auch, um Beate zu entlasten, sind Helfer weiterhin dringend nötig.

Unser Part, das Ausliefern der Taschen, ist ein vergleichsweise geringer Teil vom Gesamtaufwand. Marga und Lisa fahren voraus. Ich besorge noch Tabak und Blättchen. Schwarzer Krauser kostet 7,80€. Zum Glück rauche ich nicht mehr. Aber Tabak, am 24. des Monats und an Weihnachten ist ein Extra, das unsere Freunde zu schätzen wissen. Mir war es wichtig. Darum drehe ich eine Extra Runde über die Tanke.

Die Bewohner, bis auf Michael sind alle da. Lisa möchte beten und tut dies auch sogleich. In ihrem Gebet erinnert sie uns alle, warum Jesus auf die Welt gekommen ist. Warum es gerade Menschen geben muss, die Leid erfahren und Menschen, die im Leid trösten. Dann versuchen wir noch ein Weihnachtslied, O du Fröhliche, kommen aber textlich nicht mal über zwei Sätze der ersten Strophe. Egal. Wir lachen darüber.

Dann verteilen wir das Essen und die Taschen und merken sehr direkt, dass wir gut und gerne zwei oder drei Taschen mehr hätten bringen dürfen.

Rene, einer der Bewohner kommt auch noch vom Kaufland zurück. Er ist gestern zu Besuch gekommen. Zur Zeit ist er in Michelbach und macht eine Therapie. Wir haben immer wieder Kontakt miteinander und so rief er mich Donnerstag abend an und fragte, ob wir uns sehen.

Sehr spontan habe ich ihn dann zu uns nach Hause zu unserem Weihnachtsessen an Heilig Abend eingeladen. Ich weiß, wie schwierig ein ganzes Wochenende in seiner Unterkunft sein kann, wenn man vollkommen nüchtern ist. Darum war mein spontaner Impuls richtig. Ich wusste auch, dass Lisa das ohne nachzudenken gut heissen würde. Und so nahmen wir Rene mit zu uns nach Hause. Gerne hätte ich mit mehreren der Bewohner Heilig Abend gefeiert.

DOCH DAZU FEHLT UNS IMMER NOCH DIE LOCATION.

Die Stadt Herrenberg kümmert sich um das Klima. Ein Haus, eine Teestube, unser Friends Point ist leider noch nicht realisiert. Behördenmühlen mahlen eben langsam. Oder es gibt einen Ignore Button. Ignoriere die Ärmsten der Armen. Rettet das Klima. Feiert CSD das ganze Jahr.

Und natürlich geht es um Zahlen. Es geht um Kohle. Die Stadt Herrenberg ist eine Firma. Und ein Posten für echte Sozialarbeit, keine Alibiveranstaltungen, ala Gerechtigkeit in Herrenberg, ein echter Wille, die Not der Wohnungslosen und Armen zu lindern, kann ich nicht erkennen. Ja, es wird das Ehrenamt gelobt. Welche Bedeutung es hat und so weiter. Aber ein wenig Infrastruktur braucht Ehrenamt ja auch.

Unsere Essen dürfen wir in den Räumlichkeiten der Süddeutschen Gemeinschaft vorbereiten. Der Gabenzaun wurde bei der Süddeutschen aufgestellt. Lager für Kleidung und Essen werden ebenfalls hier bereitgestellt.

Aber von der Stadt: Nada, niente, nichts. Vermutlich muss man das Ganze noch einige Jahre beobachten und bewerten. Um sich dann interessanteren Themen zuzuwenden.

Ein bisschen Frieden. Ein bisschen Liebe. Und ein bisschen Infrastruktur. Mehr wollen wir gar nicht. Wir sind ja so genügsam. Wir heulen nicht rum. Wir kleben uns nicht auf der neuen Hindenburgstrasse fest. Obwohl…

Und natürlich will Herrenberg immer noch diese Leute loswerden. Raus aus Herrenberg. Dann gibt es keine Armut mehr. Hier, gleich neben dem VfL-Center, gegenüber der Moschee, deren Kauf die Stadt großzügig unterstützt hat, wenn ich richtig informiert bin.

Infrastruktur, Baby!

In der Süddeutschen fand natürlich letzte Woche der Weihnachtsbrunch statt, der wunderschön war. Es kamen viele Gäste, auch erstaunlich viele Herrenberger und auch Bewohner der Schießmauer.

Das Programm war wie immer, sehr niederschwellig. Keine theologischen Verrenkungen. Plain, basic. We are all broken. Broke sowieso. Zwischen Anfang und Ende finden die Dinge statt, die Relevanz haben. Das interessiert aber auch niemanden. Groß.

Die SV, die hier eine Wahnsinns – Location hat. Und die Liebe für diese Menschen. Und die Menschen kommen. Das ist ermutigend. Auch wenn alles gegen die Wand gefahren wird, könnte man meinen, diese Arbeit ist sehr wertvoll. Die Wertschätzung, die unsere Gäste bekommen, aber die auch wir erfahren. Wunderschön. Die Mitarbeiter allesamt gesegnet. Elisabeth und Wolfgang kamen auch zum Weihnachtsbrunch. Sie waren eine der ersten Mitarbeiter. Vor über 12 Jahren, als alles anfing. Mitarbeiter aus der SV Gemeinde, aus anderen Gemeinden und vielleicht auch nur welche, die Charity-begeistert sind. Vor allem Menschen, die am anderen interessiert sind. Nichts für Ego-Shooter.